Die erste Tankstelle der Welt

Es ist für uns heute kaum vorstellbar, welche Schwierigkeiten Bertha Benz auf dieser ersten Fernfahrt bewältigen mußte!

Es gab ja keine Straßen im heutigen Sinne. Überland gab es nur Feldwege, die oft zwei tiefe Furchen von den Rädern der Pferdekutschen aufwiesen, wobei das vordere Rad des dreirädrigen Motorwagens über die Grasnarbe holperte, die von den Hufen der Pferde zertreten war.

In den Städten war die Situation etwas besser, denn dort waren die wichtigsten Straßen meist gepflastert.

Wenn wir heute irgendwo hinfahren, zeigt uns der Computer anhand der GPS-Daten wo wir sind, und wie weit es noch ist. Selbst ohne Computer finden wir uns gut zurecht, denn die Ausschilderung unserer Straßen ist ausgezeichnet.

Was fand Bertha Benz vor? Nichts! Es gab keine Verkehrsschilder! Die wenigen einheimischen Pferdekutscher, die zwischen den Städten unterwegs waren, kannten die Strecke. Mitreisende in den Kutschen dagegen waren immer damit beschäftigt, sich festzuhalten, sehnten das Ende der anstrengenden Fahrt herbei, und hatten durch die Seitenfenster kaum Orientierung. Fernstrecken dagegen wurden zu jener Zeit bereits bevorzugt mit der Eisenbahn bewältigt.

Und genau dies war die Lösung, die die unerschrockene Bertha Benz fand: Sie fuhr mit ihrem Automobil immer entlang der Eisenbahnlinie, und konnte sich so nicht verfranzen!

Carl Benz hatte den Kraftstoffverbrauch seines Automobils nur schätzen können, da er immer nur kurze Strecken auf befestigten Wegen gefahren war. Und er verschätzte sich gewaltig, denn bei solchen Straßenbedingungen brauchte der Motorwagen soviel Kraftstoff, daß bereits nach wenigen Kilometern nachgetankt werden mußte. Aber Tankstellen gab es natürlich auch noch nicht.

Stadtapotheke in Wiesloch/Baden
Also besorgten sich die drei mutigen Automobilisten in der Apotheke in Wiesloch ein Reinigungsmittel, das damals als Kraftstoff diente, das Ligroin. So wurde die Apotheke in Wiesloch, die auch heute noch von außen besichtigt werden kann, zur ersten Tankstelle der Welt. Zur Besichtigung parken Sie am besten im Parkhaus des Palatin in Wiesloch, da Sie ein paar Meter in die Fußgängerzone laufen müssen.

Anmerkung des Autors: Damals fuhr Bertha Benz zum Tanken bei einer Apotheke vor, heute fahre ich zur Tankstelle, sehe die aktuellen Benzinpreise, und denke oft, ich bin in einer Apotheke!